Andreas Grün

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… in die Nacht des Unbekannten …
für Bassklarinette

1990

… für des Menschen wilde Brust …
für Kontrabass

1990–91

… wie der Sonne Strahl die Pflanzen …
für Bassflöte und Klavier

1993


Ohne Programmmusik im üblichen Sinne zu sein, beziehen sich alle drei Stücke durch ihre Titel auf einen Abschnitt aus Hölderlins Hyperion oder Der Eremit in Griechenland:

Aber sage nur niemand, dass uns das Schicksal trenne! Wir sinds, wir! wir haben unsre Lust daran, uns in die Nacht des Unbekannten, in die kalte Fremde irgend einer andern Welt zu stürzen, und wär’ es möglich, wir verließen der Sonne Gebiet und stürmten über des Irrsterns Grenzen hinaus. Ach! für des Menschen wilde Brust ist keine Heimat möglich; und wie der Sonne Strahl die Pflanzen der Erde, die er entfaltete, wieder versengt, so tötet der Mensch die süßen Blumen, die an seiner Brust gedeihten, die Freuden der Verwandtschaft und der Liebe.

Obwohl durch diesen gemeinsamen Bezug zu einer Art Trilogie für Bassinstrumente verbunden, ist doch jedes der Stücke ein vollständiges, in sich geschlossenes Werk, das auch ohne die anderen für sich allein gespielt werden kann.
Darüber hinaus sind freilich auch zyklische Aufführungen aller Stücke möglich und sinnvoll und vor allem können sie auch in jeder möglichen Kombination simultan gespielt werden – dergestalt sozusagen die Zeit verräumlichend, ähnlich einem kubistischen Gemälde, in dem verschiedene Ansichten ein und desselben Gegenstandes gleichzeitig zu sehen sind: so wie die Sätze in dem Hölderlin-Text letztendlich der Formulierung eines Gedankens dienen, so drücken auch die drei Kompositionen gewissermaßen dreimal dasselbe aus, nur aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet.
Für die Simultanaufführung gibt es keine Regeln des Zusammenspiels, keine geplanten kontrapunktischen Verflechtungen, Zu- und Unterordnungen oder gemeinsame Aktionen. Alle Stimmen sind Hauptstimmen in jedem Moment, die Stücke bleiben „sie selbst“, „Solostücke“.
Wobei auch das einzige Duo dieser Werke, … wie der Sonne Strahl die Pflanzen …, übrigens eigentlich ein Solostück ist: das Klavier ist weder gleichberechtigter Partner noch Begleitinstrument im üblichen Sinn, sondern eine Art Ausweitung der Bassflöte (von der allein alles Wesentliche gesagt wird) – sozusagen lediglich das Funkeln auf ihrer Oberfläche.
Gemeinsam ist allen Werken dieser Trilogie übrigens ein differenziertes Arsenal an Spielanweisungen und eine äußerst feine Nuancierung der Tonhöhen (weit über die gewohnte Halbtonskala hinaus bis zur Unterscheidung von Zwölfteltönen).


Dauer(n): 6–8 Minuten

Uraufführungen:
… in die Nacht des Unbekannten …: 10.2.1992, Karlsruhe (Dirk Schultheis, Bassklarinette)
… für des Menschen wilde Brust …, … wie der Sonne Strahl die Pflanzen … sowie die Simultanaufführung der gesamten Trilogie: 22.1.1994, Freiburg (Hanns-Wilhelm Goetzke, Bassklarinette; Hedwig Matros, Kontrabass; Frank Michael, Bassflöte; Annemi Egri, Klavier)
Mitschnitt dieses Konzertes durch den Südwestfunk (SWF)

Pressestimmen

Die Ohren des Publikums wurden durch das Stück für Bassflöte und Klavier von Andreas Grün geöffnet. Einen Hölderlin-Text als Grundlage für sein Werk nehmend, komponierte er eine stille, verinnerlichte Elegie … Dennoch erzeugten die kleinen und kleinsten Intervalle keine „schrägen Dissonanzen“, sondern bereicherten das Klangspektrum um viele schillernde Farben.

Badische Zeitung


Notenbeispiele:
… in die Nacht des Unbekannten … (Seite 1)
… für des Menschen wilde Brust … (Seite 3)
… wie der Sonne Strahl die Pflanzen … (Seite 1)

vollständige Partituren: (PDF)
… in die Nacht des Unbekannten … 
… für des Menschen wilde Brust … 
… wie der Sonne Strahl die Pflanzen … 

anhören:
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PLAY… wie der Sonne Strahl die Pflanzen …
PLAYSimultanaufführung

 


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