Andreas Grün

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Wolfgang Rihm: Ländler (1979)

für Zupforchester bearbeitet von Andreas Grün (1998)


Wolfgang Rihm (*1952) komponierte seinen Ländler zunächst für Klavier und arbeitete das Stück kurz darauf selbst für Streichensemble um. Rudolf Frisius schrieb dazu für einen Programmzettel (http://www.frisius.de/rudolf/texte/tx1093.htm):

Von seinem Ländler für Klavier spricht Wolfgang Rihm in einem Gespräch mit Reinhold Urmetzer, das später in seinen gesammelten Schriften unter dem Titel Offene Stellen – Abbiegen ins Andere veröffentlicht worden ist. Gegen das in einer Frage genannte Stichwort einer „Ruinen-Ästhetik“ stellt Rihm „die Möglichkeit, Leben dadurch zu erfahren, dass der Verlauf sich verliert, dass er woanders neu entsteht, dass er verdeckt wird von etwas anderem, das sich davorstellt, dass durch den Riss, den es annimmt, etwas ganz anderes sichtbar wird, dass man im Moment von dem, was gemeint ist, auch absehen kann.“ In diesem Sinne plädiert Rihm (paraphrasierend und zugleich radikal umfunktionierend anknüpfend an seinen Lehrer Karlheinz Stockhausen) für „verschiedene Vollkommenheitsgrade, verschiedene Dichtegrade, verschiedene Lesbarkeiten.“
Der 1979 entstandene Ländler (…) ist ein charakteristisches Beispiel für Wolfgang Rihms ambivalenten Umgang mit traditionell vorgeprägten Klangmaterialien. Das leise und zögerlich schleichende, quasi-synkopisch im Sarabandenrhythmus ritardierende Moll dieses stillen Stückes mit seinen rhythmischen Verschiebungen und harmonischen Verbiegungen wirft ein fahles Licht auf eine sich selbst in Frage stellende, von Gegenwart überschattete Illusion der Vergangenheit.

Mit Rihms Erlaubnis habe ich 1997–98 die beiden Originalbesetzungen miteinander gekreuzt und den Ländler für Zupforchester (Mandolinen, Gitarren, Bass) bearbeitet. Ob der „Riss“, die Gebrochenheit damit größer wird oder sich am Ende gar wieder schließt?

Im Jahr der Entstehung des Ländlers notierte Rihm:

GEBROCHENHEIT
Was ist überhaupt Gebrochenheit? In der Kunst: die Kunst selbst; selbst die ungebrochenste. Immer bricht Realität durch sie hindurch, bricht sich Realität in ihr, zerbricht das Artifizielle dadurch.
(zitiert nach http://www.frisius.de/rudolf/texte/tx1092.htm)


Dauer: 9 Minuten

Uraufführung dieser Fassung: 16.5.1998, Karlsruhe (Mandolinata Karlsruhe, Leitung: Andreas Grün)


Notenausgabe

Universal Edition, UE 31364 (Partitur) und 31365 (Stimmen)

 


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