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1767–1815
Die Werke des Finanzbeamten Leonhard von Call hatten einen großen Vorteil:
sie waren auch für einen Laien spielbar. Die brillanten Schöpfungen der
berühmten Virtuosen hörte man sich zwar im Konzert gerne an, aber beim
häuslichen Musizieren mit den Freunden, da griff man doch eher zu den
überschaubaren Duos oder Trios des k. k. Geheimen
Kammerzahlamts-
Leonhard, das dritte von fünf Kindern, die Maria Theresia geb. Heissler ihrem Gatten Leonhard Balthasar von Call geschenkt hatte, wird seine musikalische Ausbildung wahrscheinlich in Bozen erhalten haben. Nachdem er in preußischen Diensten am ersten Koalitionskrieg gegen die Franzosen teilgenommen hatte, siedelte er offensichtlich 1796 nach Wien um, wo er als Angestellter der Hofschatzkammer arbeitete. Seit 1802 erscheinen seine Kompositionen bei den Wiener Musikverlagen. 1807, bereits vierzigjährig, vermählt Call sich mit der achtzehn Jahre jüngeren Maria Wilhelmina Brabee, Edle von Franzenshuld, eine Ehe, aus der in den wenigen Jahren, die das Schicksal der Familie gönnt, zwar fünf Kinder hervorgehen werden, von denen aber allein die Tochter Adelheid Anna (*1810) das Kindesalter und ihren Vater überleben wird.
Es scheint, dass die gesicherte Stellung für Call der geeignete Rahmen war, um ein der Musik gewidmetes Leben zu führen. Ohne finanzielle Sorgen konnte er sich in der freien Zeit ganz seiner „geliebten Cytharra“ (Brief an den Weimarer Kapellmeister August Müller) und der Komposition zuwenden. So reicht die Zahl seiner veröffentlichten Opera gegen 150, wobei – noch vor etlichen Werken für Männerchor – die Kammermusik mit Gitarre den größten Teil seines Schaffens einnimmt: Duos für verschiedene Besetzungen, wie etwa Violine und Gitarre oder auch Mandoline und Gitarre, zahlreiche Trios (überwiegend für Flöte, Bratsche und Gitarre), fünf Quartette und auch drei Quintette für Flöte, Streicher und Gitarre.
Als der noch nicht einmal 48-Jährige am 19.2.1815 in Wien an „Luftröhrenschwindsucht“ stirbt, schreibt die Allgemeine musikalische Zeitung: „Er starb und mit ihm seiner Familie ein liebreicher Vater, seinen Jugendgefährten ein treuer Bruder, dem Vaterlande ein tätiger Staatsbürger und der Kunst ein unermüdlicher Beförderer.“ Anderthalb Jahrhunderte später konstatiert Wolfgang Matthäus in Die Musik in Geschichte und Gegenwart: „Der Anonymität eines bürgerlichen Lebens entspricht die vollständige Rezeption, die Calls Werk von Seiten der Gesellschaft erfahren hat. In Nachhaltigkeit und Streuung dieser Rezeption ist sein Werk dem der bedeutendsten Meister seiner Zeit zur Seite zu stellen.“
Andreas Grün
Ich bin Frau Johanna von Call für ihre biografischen Informationen zu Dank verpflichtet.
Serenade très facile, op.55
für Violine und Gitarre, hrsg. v. Andreas Grün, Zimmermann-
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