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1781–1829
Mauro Giuliani, geboren 1781 in der apulischen Stadt Bisceglie und aufgewachsen
im nahegelegenen Barletta, gehörte zur großen Schar italienischer Musiker
seiner Zeit, die ihrer Heimat den Rücken kehrten, da die politischen und
ökonomischen Bedingungen im Italien vor dem Risorgimento keine
Entfaltungsmöglichkeiten für einen Instrumentalmusiker boten. Beliebt
war allein die Oper, das übrige musikalische Feld lag brach. Es gab keine
bedeutenden Verlage und kein relevantes bürgerliches Publikum, das Konzerte
besucht oder Unterricht genommen hätte. Um all das zu finden musste man in
eine der großen Metropolen nördlich der Alpen gehen. Giuliani wählte
im Alter von 25 Jahren den Weg nach Wien – nicht ohne Erfolg.
Dass es ihm in der habsburgischen Hauptstadt in der Tat gelang, in kürzester
Zeit zum Kreis der bekanntesten Künstler zu gehören, belegt etwa die Tatsache,
dass er schon 1808 sein Konzert für Gitarre und Orchester, op.30, in einer
Konzertveranstaltung aufführte, in der auch unter Beethovens eigener Leitung
dessen vierte Sinfonie, eines der Klavierkonzerte und die Coriolan-
Die Frage, warum der Gitarrist und Komponist, der mit den Größen der
Musikwelt seiner Zeit verkehrte und immer wieder auftrat – Mayseder, Moscheles,
Hummel, Spohr, Beethoven, Schubert sind sein unmittelbares Umfeld und zum Teil seine
Freunde –, der offensichtlich ein Liebling des Publikums und erfolgreich bei
den Verlegern war, 1819 Wien wieder verließ, ist Gegenstand zahlreicher
Spekulationen. Tatsache ist, dass sich seine wirtschaftliche Lage plötzlich
sehr verschlechtert hatte. Ob seine Situation aber mit einem ihm nachgesagten und
sogar polizeilich aktenkundigen „regellosen Lebenswandel“ zusammenhing,
wird sich wohl nicht mehr mit letzter Sicherheit klären lassen.
Seine Reise nach Italien war indes nicht als Übersiedelung geplant, sondern
sollte nur der Beginn einer europaweiten Tournee sein, die ihn finanziell gestärkt
wieder nach Wien zurückführen sollte. Wir wissen nicht, warum er diesen
Plan nicht mehr verwirklichte, warum er trotz großer Enttäuschungen in
Neapel blieb, wo er 1829 im Alter von nur 48 Jahren starb, allerdings bis zum Ende
von einer Rückkehr nach Wien träumend, das er als sein Zuhause betrachtete.
Seine Jahre in der Donaumetropole waren jedenfalls eine Blütezeit der Gitarre
sondergleichen, in der Giuliani einige der bedeutendsten Werke für dieses
Instrument schuf. – Anders als etwa sein in Paris lebender Zeitgenosse und
Kollege Fernando Sor, dem Meister des kurzen Charakterstückes, tendierte
Giuliani stets zur großen Form und auch zur größeren Besetzung,
er hinterließ zahlreiche Kammermusikwerke und drei Konzerte für Gitarre
und Orchester. Seine Kompositionen leben überwiegend von großräumiger
Melodik, verbunden mit instrumentaler Brillanz und Eleganz, wie etwa im geradezu
konzertanten Gran Quintetto für Gitarre und Streichquartett,
op.65 (als Variations et Polonoise auch für Gitarre und Klavier),
und tendieren – zumindest in den reiferen Werken – durchaus zu epischer
Breite. Auch wo er sich, wie in der Sonata für Gitarre solo,
op.15, im Duo concertant für Violine und Gitarre, op.25, oder
im Grand Duo concertant für Flöte und Gitarre, op.85, an
das Modell der Sonatenform hielt, hat seine Musik des öfteren eine an die Oper
gemahnende Dramaturgie, die seine italienischen Wurzeln verrät – ohne
dass freilich der musikalische Zeitgeist seiner Wiener Wahlheimat spurlos an ihm
vorübergegangen wäre: Manch eine lyrische Wendung (beispielsweise in den
Zwei Rondo für Klavier und Gitarre, op.68), verrät eine
bisher kaum beachtete Nähe etwa zur harmonischen Welt Schuberts.
Andreas Grün
Mit einem „Grand Duo concertant“ œuvre 85, von Mauro
Giuliani … kam ein Komponist zu Wort, den das Duo in seiner ganzen Spannweite
der Möglichkeiten seiner Instrumente echt musikantisch auskostete. Hier durften
die Verliebten jubeln.
War der erste Teil des Abends mit einem Werk von Jean-
Harmonischer, aber nicht minder lebhaft, zeigte sich das „Duo
Concertant“, op.25 von Mauro Giuliani. Liebliche Themen, teilweise fast
folkloristisch angehaucht, und einige ruhigere Teile erforderten
Einfühlungsvermögen. Mit Bravour hat das Duo die selbstgestellte hohe
Aufgabe bewältigt.
Giulianis Rondos op.68 in A-Dur und h-Moll sind Zeichen seiner Meisterschaft,
die in ihrer Ausdruckskraft Wege in die Romantik weist. Wunderbar klare, perlende
Läufe und Skalen aufgelöster Dreiklänge entlockt Andreas Grün
seiner Gitarre. Sensibel begleitet Annemi Egri, imitiert Klangfarben und Themen
der Gitarre. Nie übertönt das Klavier, sodass aus gleichwertigen Partien
der beiden ein harmonisches Zusammenspiel entsteht.
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