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Alternative Fassung: Violine, Klarinette und Streichorchester
1989
Besetzung:
Trompete in D
oder Klarinette in B
Solo-Violine
1. und 2. Violine
1. und 2. Viola
1. und 2. Violoncello
Kontrabass
In der Zeit der Entstehung dieser Musik Klingsors letzter Sommer von Hesse gelesen, diese glühende Erzählung vom Maler Klingsor (der Van Goghsche Züge trägt und dessen Name seit Jahrhunderten durch die Literatur geistert: in Eschenbachs Parzival taucht er zum ersten Mal auf, später unter anderem bei Novalis und dann vor allem wieder in Wagners Parsifal). Darin dieser großartige Satz: Sonderbar schön und seltsam war die Welt, sehr farbig, etwas fragwürdig, etwas unwahrscheinlich, jedoch wunderschön. Der Titel also Bruchstück eines Zitates, dieses meinend, Ausdruck einer Befindlichkeit (nicht etwa eines Zweifels am Werk – die Missdeutbarkeit wird mir erst später bewusst).
Ein Stück für zwei Solisten und Orchester – also ein „Doppelkonzert“? Jedoch: das Konzertante, äußerlich Virtuose, die Selbstdarstellung der Solisten fehlen – die Richtung geht mehr nach innen als nach außen. Vielleicht besser: ein „Trio“ (für zwei Einzelne und einen kollektiven Dritten)? – Schließlich ein ganz anderer Untertitel: eine „Episode“ – was natürlich auch Gelegenheit zum Missverständnis bietet, indem der Begriff ein kürzeres Werk anzudeuten scheint. Dem ist aber nicht so: das Stück – ein einziger langsamer Satz – breitet sich in epischer Ruhe aus – dennoch: nur eine Episode, ein Ausschnitt, Musik, die manche Gedanken nur anreißt, die offen bleibt, noch weitergehen könnte …
Noch ein schöner Satz aus Klingsors letzter Sommer: Sieh, Luigi, ich denke oft wie du: unsere ganze Kunst ist bloß ein Ersatz, ein mühsamer und zehnmal zu teuer bezahlter Ersatz für versäumtes Leben, versäumte Tierheit, versäumte Liebe. Aber es ist doch nicht so. Es ist ganz anders.
Andreas Grün
Dauer: 24 Minuten
Uraufführung: 27.6.1993, Karlsruhe (Rochus Aust, Trompete; Sonja
Metzendorf, Violine; Waldstadt-
Produktion des Süddeutschen Rundfunks (SDR) 1993 (Christian Götting,
Trompete; Hans Leptin, Violine; Waldstadt-
Uraufführung der alternativen Fassung: 26.5.1998, Vilnius (Antanas Taločka, Klarinette; Loreta Bartkevičiūtė, Violine; Šv. Kristoforo kamerinis orkestras, Leitung: Donatas Katkus)
Eine beinahe philosophische Auseinandersetzung mit dem Begriff des
„Klischees“ offenbarte Andreas Grüns Komposition
„fragwürdig“ … Grüns Hauptanliegen, dem musikalischen
Ausdruck einer Empfindung, stand hier die intellektuelle Auseinandersetzung mit
allgemeinen, meist stillschweigend vorausgesetzten kompositorischen Richtlinien
gegenüber. Besonders spürbar wurde dies in Grüns Behandlung der
musikalischen Form, die sich auf mehreren Ebenen durch Andeutung und nachfolgendes
Zerfließen zu erkennen gab.
Das Stück machte nachdenklich und fand – trotz seiner
Länge – beim Publikum erstaunlich viel Anklang.
vollständige Partitur (PDF)
anhören (Fassung mit Klarinette)
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