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1990
1990–91
1993
Ohne Programmmusik im üblichen Sinne zu sein, beziehen sich alle drei Stücke durch ihre Titel auf einen Abschnitt aus Hölderlins Hyperion oder Der Eremit in Griechenland:
Aber sage nur niemand, dass uns das Schicksal trenne! Wir sinds, wir! wir haben unsre Lust daran, uns in die Nacht des Unbekannten, in die kalte Fremde irgend einer andern Welt zu stürzen, und wär’ es möglich, wir verließen der Sonne Gebiet und stürmten über des Irrsterns Grenzen hinaus. Ach! für des Menschen wilde Brust ist keine Heimat möglich; und wie der Sonne Strahl die Pflanzen der Erde, die er entfaltete, wieder versengt, so tötet der Mensch die süßen Blumen, die an seiner Brust gedeihten, die Freuden der Verwandtschaft und der Liebe.
Obwohl durch diesen gemeinsamen Bezug zu einer Art Trilogie für Bassinstrumente
verbunden, ist doch jedes der Stücke ein vollständiges, in sich geschlossenes
Werk, das auch ohne die anderen für sich allein gespielt werden kann.
Darüber hinaus sind freilich auch zyklische Aufführungen aller Stücke
möglich und sinnvoll und vor allem können sie auch in jeder möglichen
Kombination simultan gespielt werden – dergestalt sozusagen die Zeit
verräumlichend, ähnlich einem kubistischen Gemälde, in dem verschiedene
Ansichten ein und desselben Gegenstandes gleichzeitig zu sehen sind: so wie die
Sätze in dem Hölderlin-Text letztendlich der Formulierung eines
Gedankens dienen, so drücken auch die drei Kompositionen gewissermaßen
dreimal dasselbe aus, nur aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet.
Für die Simultanaufführung gibt es keine Regeln des Zusammenspiels, keine
geplanten kontrapunktischen Verflechtungen, Zu- und Unterordnungen oder gemeinsame
Aktionen. Alle Stimmen sind Hauptstimmen in jedem Moment, die Stücke bleiben
„sie selbst“, „Solostücke“.
Wobei auch das einzige Duo dieser Werke, … wie der Sonne Strahl die
Pflanzen …, übrigens eigentlich ein Solostück ist: das Klavier
ist weder gleichberechtigter Partner noch Begleitinstrument im üblichen Sinn,
sondern eine Art Ausweitung der Bassflöte (von der allein alles Wesentliche
gesagt wird) – sozusagen lediglich das Funkeln auf ihrer Oberfläche.
Gemeinsam ist allen Werken dieser Trilogie übrigens ein differenziertes Arsenal
an Spielanweisungen und eine äußerst feine Nuancierung der Tonhöhen
(weit über die gewohnte Halbtonskala hinaus bis zur Unterscheidung von
Zwölfteltönen).
Dauer(n): 6–8 Minuten
Uraufführungen:
… in die Nacht des Unbekannten …: 10.2.1992, Karlsruhe
(Dirk Schultheis, Bassklarinette)
… für des Menschen wilde Brust …, … wie der Sonne Strahl
die Pflanzen … sowie die Simultanaufführung der gesamten Trilogie:
22.1.1994, Freiburg (Hanns-Wilhelm Goetzke, Bassklarinette;
Hedwig Matros, Kontrabass; Frank Michael, Bassflöte; Annemi Egri, Klavier)
Mitschnitt dieses Konzertes durch den Südwestfunk (SWF)
Die Ohren des Publikums wurden durch das Stück für Bassflöte
und Klavier von Andreas Grün geöffnet. Einen Hölderlin-
Notenbeispiele:
… in
die Nacht des Unbekannten … (Seite 1)
… für
des Menschen wilde Brust … (Seite 3)
… wie
der Sonne Strahl die Pflanzen … (Seite 1)
vollständige Partituren: (PDF)
… in
die Nacht des Unbekannten …
… für
des Menschen wilde Brust …
… wie
der Sonne Strahl die Pflanzen …
anhören:
… in
die Nacht des Unbekannten …
… für
des Menschen wilde Brust …
… wie
der Sonne Strahl die Pflanzen …
Simultanaufführung
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