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1993
Ein Titel soll die Ideen verwirren, nicht ordnen. (Umberto Eco)
Ich hatte, da die Uraufführung kurz bevorstand, die halbe Nacht an der
Fertigstellung der Reinschrift gearbeitet, und um am nächsten Morgen wieder
munter zu werden, legte ich zum Frühstück Mozarts Streichquintett D-Dur
auf. Ich blätterte im Begleitheft der CD und fand darin folgende Textgirlande
von Robert Dearling: Mozarts unerschöpflicher Schöpfergeist kommt im
Rondofinale zum Ausdruck, das ein Fugato und scheinbaren Ernst mit einem neckischen
Thema, abrupten Richtungsänderungen, Chromatizismen und herzlich guter Laune
vermischt.
Ein solcher geradezu klassischer Satz (man beachte die Übereinstimmung von
Form und Inhalt: das Fugato der Wortfolge „unerschöpflicher
Schöpfergeist“, den scheinbaren Ernst des Autors, der aber
doch spätestens nach der abrupten Richtungsänderung des Stiles
von „Chromatizismen“ zu „herzlich guter Laune“
genau diese beim Leser auslöst …) schien mir besseres verdient zu haben,
als in einem CD-
Der Titel entstand also – wie meist – erst „hinterher“ und
benennt somit lediglich etwas, das ohne ihn entstanden ist und dasselbe auch dann
wäre, wenn er (der Titel) ein anderer geworden wäre (was vielleicht besser
wäre, aber leider nicht so ist).
Ironie, metasprachliches Spiel, Maskerade hoch zwei. Weshalb es dann (…) beim Postmodernen auch möglich ist, das Spiel nicht zu verstehen und die Sache ernst zu nehmen. Das ist ja das Schöne (und die Gefahr) an der Ironie: Immer gibt es jemanden, der das ironisch Gesagte ernst nimmt. (nochmal Umberto Eco)
… ein brutales Stück, aggressiv … (Harald Lillmeyer)
Dauer: 7 Minuten
Uraufführung: 2.5.1993, Essen (Susanne Hilker und Harald Lillmeyer)
vollständige Partitur (PDF)
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