Andreas Grün

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Eingang zu einem Steinbruch
für Gitarre und Sprecher oder Gitarre solo

Wiedergabe der Sprecherpartie von Tonband oder CD möglich

1992


Textcollage nach Texten von Ernst Jandl, Franz Kafka, Johann Wolfgang von Goethe sowie Bildern von Vincent Van Gogh


Ein schwarzer Schatten
Folgt der Fremdling
Mit dunkler Stirne dem Wind,

Wenn es Nacht geworden ist
Erscheinen unsre Sterne am Himmel
Unter alten Olivenbäumen,
Oder an dunklen Zypressen hin
Wandern wir weiße Wege;

In Milch und Öde; – dunkle Plage
Saturn lenkt finster deine Stund.

Georg Trakl


Van Gogh zu seinem Bild Eingang zu einem Steinbruch: Daran arbeitete ich, als ich den Anfall kommen fühlte. – Dieses Bild also eine Chiffre für den hochgradig gefährdeten, dem Wahnsinn nahen Künstler; sein Lebensweg, der durch exemplarisch ausgewählte Bildtitel nachgezeichnet wird, ein Paradigma überhaupt des stets am Rande des Abgrundes sich befindenden Menschen.

Das Stück hätte auch nach Ernst Jandls Sprechoper Aus der Fremde heißen können, womit freilich die Fremde gemeint ist, die uns an jedem Ort umgibt, die Fremde des eigenen Zimmers etwa, in dem der leere Stuhl steht, auf dem zuvor ein Gauguin gesessen hat, der nun geflohen ist vor dem Wahnsinn eines, der sich selbst den unteren Teil des linken Ohres abschneidet und sich anderthalb Jahre später eine Kugel in die Brust schießen wird … Die Fremde, in der man einem Josef K., der, ohne dass er etwas Böses getan hätte, eines Morgens verhaftet wird, den Prozess macht, und in der dieser Josef K. dann hingerichtet wird, abgestochen wie ein Hund, draußen vor der Stadt, in einem kleinen Steinbruch, verlassen und öde

Andreas Grün


Dauer: Duofassung ca. 13 Minuten, Solofassung ca. 11 Minuten

Uraufführung: 23.10.1992, Karlsruhe (Raman M. Hampel, Gitarre; Rudolf Guckelsberger, Sprecher)

Pressestimmen

Das Stück … vermittelte eine Vielzahl an Eindrücken. … Die Gitarre stand im Vordergrund, begleitete das Wortgeschehen mit Schlägen von enormer Kraft bis hin zu kaum hörbaren Anschlägen. Mittels eines raffinierten Spannungsabbaus der Saiten produzierte Grün irreale, irritierende Effekte. Dem inneren Monolog, der menschlich als jener Zustand von „Jetzt werde ich verrückt!“ bedrückend nachvollziehbar wurde, stand eine Parforce-Präsentation von „Gitarre brutal“ gegenüber, die an tiefe Emotionsschichten rührte. Eine Musik ohne Utopie.

Badische Zeitung


Notenbeispiel (Seite 3 und 5 der Gitarrenstimme)

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