Andreas Grün

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John Dowland

1562–1626

Solowerke, Lieder, Kammermusik

Fast ein Jahrhundert nach Francesco da Milano und lange vor dem Bach-Zeitgenossen Silvius Leopold Weiss war John Dowland wohl der herausragendste Lautenist des Elisabethanischen Zeitalters. Wahrscheinlich 1562 in der Nähe von Dublin geboren (vielleicht aber auch um 1562/63 in Westminster), und seit seinem 17. Lebensjahr in höfischen Diensten führte ihn sein unstetes Leben u. a. nach Paris, Wolfenbüttel, Kassel, Venedig, Florenz und 1598–1606 in den Dienst Christians IV. von Dänemark, wo er als königlicher Kammerlautenist ein einem Staatsminister entsprechendes Gehalt erhielt. 1612 wurde er einer der königlichen Lautenisten des englischen Königs, 1626 starb er in London.
Dowlands Platz in der Musikgeschichte wird vielleicht vor allem durch seine 87 Lautenlieder bestimmt, die nicht nur zu den frühesten, sondern auch bedeutendsten Werken dieser Gattung gehören. Zu behaupten, er wäre der Schubert seiner Zeit gewesen, ist sicher keine Übertreibung. „Man kann ihnen in der zeitgenössischen englischen oder festländischen Musik nichts Gleichwertiges gegenüberstellen“, schreibt Thuston Dart in der Enzyklopädie Die Musik in Geschichte und Gegenwart. „Neben Dowlands Liedern mit ihren langen, fließenden, biegsamen Melodiebögen und ihren vielstimmigen Begleitungen wirken die Kompositionen von Caccini und der anderen Monodisten des frühen 17. Jahrhunderts steif und dilettantisch. … Die kunstvolle Polyphonie von Weep ye no more, sad fountains und die kühnen Harmonien von In silent night … sind Beispiele höchster Vollendung auf dem Gebiet der Liedkomposition, und auf Grund dieser und anderer Lieder muss man Dowland unter die acht oder neun besten Liedkomponisten der Welt einreihen.“ (ders.)
Doch nicht nur in seinen Liedern, auch in seinen Instrumentalwerken gibt es „kunstvolle Polyphonie“ und „kühne Harmonien“: berühmt zu seiner Zeit wurde Dowland vor allem durch seine Pavanensammlung Lachrymae or Seven Tears, in der er – wie auch in vielen anderen seiner Werke – die Melancholie eines ganzen Zeitalters beispielhaft ausdrückte. Noch bodenloser als in den „Sieben Tränen“ ist die Schwermut freilich in der Forlorne Hope Fancy, wo das chromatische Thema in wahrhaft „hoffnungslose“ Abgründe sinkt. – Dass Dowland aber auch ein lebensfroher Mensch war, zeigt er in vielen seiner vitalen und virtuosen Tanzsätzen (auch wenn diese in ihrer Kunstfertigkeit kaum noch als wirkliche Tanzmusik taugen).

Andreas Grün

 


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