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1562–1626
Fast ein Jahrhundert nach Francesco da
Milano und lange vor dem Bach-
Dowlands Platz in der Musikgeschichte wird vielleicht vor allem durch seine 87
Lautenlieder bestimmt, die nicht nur zu den frühesten, sondern auch
bedeutendsten Werken dieser Gattung gehören. Zu behaupten, er wäre der
Schubert seiner Zeit gewesen, ist sicher keine Übertreibung. „Man kann
ihnen in der zeitgenössischen englischen oder festländischen Musik nichts
Gleichwertiges gegenüberstellen“, schreibt Thuston Dart in der Enzyklopädie
Die Musik in Geschichte und Gegenwart. „Neben Dowlands Liedern mit
ihren langen, fließenden, biegsamen Melodiebögen und ihren vielstimmigen
Begleitungen wirken die Kompositionen von Caccini und der anderen Monodisten des
frühen 17. Jahrhunderts steif und dilettantisch. … Die kunstvolle Polyphonie
von Weep ye no more, sad fountains und die kühnen Harmonien von In
silent night … sind Beispiele höchster Vollendung auf dem Gebiet
der Liedkomposition, und auf Grund dieser und anderer Lieder muss man Dowland unter
die acht oder neun besten Liedkomponisten der Welt einreihen.“ (ders.)
Doch nicht nur in seinen Liedern, auch in seinen Instrumentalwerken gibt
es „kunstvolle Polyphonie“ und „kühne Harmonien“:
berühmt zu seiner Zeit wurde Dowland vor allem durch seine Pavanensammlung
Lachrymae or Seven Tears, in der er – wie auch in vielen anderen seiner
Werke – die Melancholie eines ganzen Zeitalters beispielhaft ausdrückte.
Noch bodenloser als in den „Sieben Tränen“ ist die Schwermut
freilich in der Forlorne Hope Fancy, wo das chromatische Thema in wahrhaft
„hoffnungslose“ Abgründe sinkt. – Dass Dowland aber auch ein
lebensfroher Mensch war, zeigt er in vielen seiner vitalen und virtuosen Tanzsätzen
(auch wenn diese in ihrer Kunstfertigkeit kaum noch als wirkliche Tanzmusik taugen).
Andreas Grün
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