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1782–1817
Karl Stefan Freiherr von und zu Aichelburg wurde am 22.2.1782 in Wien geboren.
Sein Vater Joseph entstammte dem kroatischen Zweig der Aichelburgschen Familie,
die Mutter Regina war eine geborene Freiin Wetzlar von Plankenstern. Beide Familien
verkehrten mit Intellektuellen und Künstlern, so logierte beispielsweise im
Hause von Reginas Bruder Raimund
Karl alias Charles Baron d’Aichelbourg war offensichtlich ein begabter und geschickter
Mandolinen- und Gitarrenspieler. Er stand in einer noch nicht weiter erforschten
Beziehung zu Mauro Giuliani, der ihm
seine etwa um 1815 herum geschriebene Grande Serenade für Flöte
und Gitarre, op.82, widmete. – Die „Chemische Druckerey“ des
Sigmund Anton Steiner, einer der bedeutendsten Musikverlage im damaligen Wien,
veröffentlichte 1812 oder 1813 eine Serie von vier Werken unter dem Namen
Charles Baron d’Aichelbourg, alle für Mandoline oder Violine und Gitarre
(die französische Schreibweise des Familiennamens, die sich auch bei Giulianis
Widmung findet, folgt der Tradition des kroatischen Aichelburg-
Obwohl d’Aichelbourg als Musiker nur „Dilettant“ war (ein Begriff, der
ursprünglich ja überhaupt nicht negativ belegt war) und seine gefälligen
Werke im Großen und Ganzen den Konventionen seiner Zeit gehorchen, verdienen
einige Aspekte seines Schaffens unsere Aufmerksamkeit und machen seine wiederentdeckten
Stücke zu wichtigen Bereicherungen des Mandolinenrepertoires der Wiener Klassik.
Abgesehen von der schon für sich allein bedeutenden Tatsache, dass die Kompositionen
d’Aichelbourgs das recht schmale erhaltene Repertoire von Duos für Mandoline und
Gitarre aus dem beginnenden 19. Jahrhundert um bislang vollkommen unbekannte Werke
erweitern, sind sie interessant auch wegen ihrer Faktur. Verglichen etwa mit den
Duos von Leonhard von Call fällt auf,
dass der Mandoline bereits ausgedehntere akkordische Passagen, Terzfolgen und auch
chromatische Oktaven zugemutet werden. Die Gitarre ist aus der belanglosen Begleiterrolle,
die sie noch bei Bartolomeo Bortolazzi spielte, unzweifelhaft herausgewachsen: im
Notturno trägt sie beispielsweise gleich das erste Thema vor und beteiligt
sich auch im weiteren Verlauf mit relativ vielfältigen Begleitfiguren an der
Schaffung musikalischer Charaktere. In der vierten Variation des op.2 hat sie nicht
nur Akkorde in der 14. (!) Lage zu spielen, sondern geradezu „moderne“
Mixturklänge. Dazu kommen rhythmische Raffinessen, wie sie in anderen
Gitarrenbegleitungen der Zeit selten zu finden sind.
D’Aichelbourgs Variations op.4 waren übrigens beileibe nicht das einzige
Werk, das Themen aus der Schweizerfamilie – einer harmlosen romantischen
Liebesgeschichte – verarbeitet hat. Bald nach deren Premiere (1809) setzte
eine Flut von Arrangements ein, gefolgt von zahlreichen Variationswerken über
die beliebtesten Melodien dieses Singspiels, mit dem der ohnehin schon erfolgreiche
Komponist und Kapellmeister des Wiener Hoftheaters Joseph Weigl (1766–1846)
endgültig Weltruhm erlangt hatte.
Allerdings machen wir uns heute ein falsches Bild von diesem Bühnenwerk, wenn
wir es nur nach seinen populär gewordenen Melodien beurteilen: Weigl nutzte
zwar mit der Wahl des Sujets geschickt die damalige modische Begeisterung seiner
Landsleute für die Schweiz aus, verwendet alpenländische Motivik aber
nicht durchgängig, sondern – innerhalb eines ansonsten konventionell
klassisch-
Andreas Grün
Für die Informationen über die Lebensdaten und
Andreas
Grün: Charles Baron d’Aichelbourg und seine vier Duos für Mandoline
und Gitarre (PDF)
veröffentlicht in: Concertino 2/2007, S.82–90
Andreas Grün: Il Barone Charles d’Aichelbourg e i suoi quattro duetti
per mandolino e chitarra
in il Fronimo Nr.135, 2006, S.22–34
Variationen über ein eigenes Thema
für Mandoline und Gitarre, hrsg. v. Andreas Grün,
Musikverlag Vogt & Fritz, V&F 3026
Notturno
für Mandoline und Gitarre, hrsg. v. Andreas Grün,
Musikverlag Vogt & Fritz, V&F 3025
Variationen über ein beliebtes Thema aus der Oper „Die
Schweizerfamilie“
für Mandoline und Gitarre, hrsg. v. Andreas Grün,
Musikverlag Vogt & Fritz, V&F 3020
(Errata – leider haben sich drei Druckfehler in die Gitarrenstimme der ersten
Auflage der Neuausgabe eingeschlichen:
Thema, T.8, 3. Viertel, Bass muss Gis statt E lauten; Variation 4, T.10, erster
Basston E statt A, T.11, 3. Achtel, dis¹ statt d¹.)
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